Frühmittelalter (406 - 1100 n. Chr.)

Frühmittelalter (406 - 1100 n. Chr.)


Viele germanische Stämme verlassen unser nasses, kleines Land und hinterlassen eine dünn besiedelte, brachliegende Einöde. Unsere Region kommt unter die Herrschaft mächtiger Männer wie König Chlodwig und Karl dem Großen. Das wissen wir aus schriftlichen Quellen: offizielle Dokumente auf Pergament in lateinischer Sprache. Man erfährt in diesen Texten hauptsächlich etwas über den kleinen Kreis der Oberschicht. Über das Leben der ‚einfachen Leuten’ berichten die historischen Quellen nur sehr selten. Um einen Einblick in ihr Leben zu erhalten, ist man hauptsächlich auf archäologische Funde angewiesen.

Obwohl es nicht richtig ist, nur das Leben der Führungselite zu betrachten, verrät die Betrachtung dieser besonderen Bevölkerungsschicht sehr viel über die Ständeordnung im Frühmittelalter. Sozialer Aufstieg ist nicht möglich. Status erhält man automatisch durch Geburt oder Heirat, inklusive aller Arten von Privilegien, wie zum Beispiel das Machtmonopol, das Alleinrecht der Gewaltanwendung, sowie das Recht einen Teil der Ernte einzufordern. Im Laufe des 8. Jahrhunderts entwickelt sich das Lehnswesen: Der oberste Fürst vergibt Teile seines Landes in Lehen an den niederen Adel und stärkt somit seine territoriale Struktur, was natürlich manchmal zu Streitigkeiten führt. Die ersten Wallburgen werden gebaut. Die Gesellschaft gliedert sich in 3 Stände: Adel, Bauern, bzw. einfache Bürger, und die Kirche. In der Zeit von 500 bis 750 n. Chr. propagieren reisende Mönche das Christentum in unserem Land. Alte germanische Bräuche und Heiligtümer werden nahtlos in den neuen Glauben integriert. Das Christentum beeinflusst nachhaltig das persönliche und gesellschaftspolitische Leben. Die Kirche ist eine mächtige und weit verbreitete Institution, die unter besonderem Schutz des Adels steht.

Der Großteil der Menschen arbeitet. In Siedlungen, die aus fünf bis sechs bäuerlichen Anwesen bestehen, betreibt man eine auf Selbstversorgung gerichtete Landwirtschaft und Kleinhandwerk. Ab dem 7. Jahrhundert verdichten sich einige Siedlungen zu spezialisierten Handelsstädten wie Domburg, Witla (nahe Rotterdam) und Dorestad (bei Wijk bij Duurstede). Das sind kompakte Städte, in denen die Häuser dicht beieinander stehen. Besonders erfolgreiche Händler sind die Friesen.

Die frühmittelalterlichen Bauern sind sehr vielseitig. Sie züchten viele Pflanzensorten und halten allerlei Arten von Tieren. Ihre Herde besteht aus Kühen, Schafen, Ziegen, Schweinen, Hühnern, Gänsen und Kaninchen. Im Haus schnurrt jetzt auch eine Katze. Auf den Feldern werden Roggen, Gerste, Hafer, Flachs, Leindotter (wegen der ölhaltigen Samen), Hülsenfrüchte, Gemüse, Kräuter und Färberpflanzen für Textilien angebaut. Ab dem 8. Jahrhundert kommt der Obstanbau hinzu: Äpfel und Pflaumen. Für Nahrungszwecke jagen Menschen auch Tiere: Fische und Vögel mit Netzen und Schlingen. Aufgrund der umfangreichen Differenzierung sind die Bauern optimal auf Klimaveränderungen vorbereitet und können sich problemlos an die örtlichen Bodenverhältnisse anpassen. Wer gut Geschäfte macht, kann sich ein Pferd leisten, um sein Land zu bewirtschaften. Das ist eine neue Technik und wahrer Luxus, da Pferde sehr teuer sind und darüber hinaus als edel angesehen werden. Die Kirche verbietet ihren Verzehr. Die Bevölkerung wächst, und Waldgebiete werden durch Landerschließung und fortschreitende Besiedlung mehr und mehr gerodet. Vor allem in der Küstenregion und auf der Veluwe führt das zu Sandverwehungen und anderen landschaftlichen Veränderungen.

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